Kurz aber heftig….von Markus Karcher

IMG_2327Kurz aber heftig!

Als ich bei einem Nachtfischen unseres Vereins mit meinem Freund Felix über seinen vergangen Frankreichtrip an die Mosel redete, bei dem er einige Karpfen und einige Waller fangen konnte, gefiel mir der Gedanke, dort selbst einmal meine Murmeln ins Wasser halten zu können sehr gut. Am selben Abend erzählte mir Felix, dass er seinen 20. Geburtstag gerne am Wasser verbringen würde. Da ich das auch schon gemacht hatte und sehr viel Spaß dabei hatte, war ich von dieser Idee sehr angetan und sagte ihm, dass ich auf jeden Fall dabei wäre. Damit war klar, dass  wir das nächste Wochenende einer größeren Session widmen würden und fingen damit an zu diskutieren, an welches Gewässer es gehen sollte. Nach einer halben Stunde, waren noch zwei Gewässer auf dem Tisch, der Bodensee, eines von Felix Hausgewässern und die von mir so heiß ersehnte Mosel in Frankreich. Für uns war es sofort klar, dass es an die Mosel gehen sollte, obwohl das eine 4-stündige Fahrt bedeutete. Also begann das Planen, was etwas hektisch ablief, da der Startschuss für Donnerstag geplant war. Ich war sehr nervös, da es mein erster Trip an einen großen Strom war. Ich machte mir unendlich Gedanken, über Montagen, Futterstrategien und Tackle, welche  ich am Strom benötigen würde. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, Felix und Armin, welcher unser Trio komplettierte, genug auf Whatsapp, Facebook und Co. mit Fragen zum Fluss bombardiert hatte, entschloss ich mich dazu loszulegen und mein Tackle zu überarbeiten und strömungssicher zu machen. Am nächsten Tag ging es los in den Raiffeisen-Markt, um Mais und Weizen einzukaufen.  Nachdem ich zehn Kilo gekauft hatte, fuhr ich weiter zu einem meinem Fachhändler des Vertrauens um Boilies zu kaufen an denen „Kein Fisch vorbeischwimmen kann“. Hier gilt mein Dank an Udo Müller, der immer das Richtige für die richtige Situation zur Verfügung stellt. Mit 5 Kilo Boilies im Kofferraum ging es wieder nach Hause, die Partikels den Fischen schmackhaft zu machen. Da ich noch etwa 4 Kilo Tigernüsse von der letzten Session eingelegt hatte, warf ich den Mais und den Weizen mit in den schwarzen Eimer und übergoss das Gemisch mit heißem Wasser, um ihn danach 3 Tage in der Sonne stehen zu lassen. Das funktionierte auch prima, da wir die 3 heißesten Tage des Jahres hatten. Die Brühe blubberte in der Sonne wie auf einer auf Volldampf eingeschaltete3-Sterne-Kochplatte. IMG_2321

Am nächsten Tag war es eine Leichtigkeit, das Tackle zusammen zu sortieren und noch einmal darüber nachzudenken, was mir noch fehlte. Am Abend durchforstete ich neugierig das Internet nach Tipps zum Fluss, was ich schnell aufgab, da jeder etwas anderes schrieb. Ich entschied mich, wie fast immer mich auf  meinen  Instinkt und Armin zu verlassen, welchen ich beiden vertraute. Als ich im Bett lag, fiel es mir sehr schwer zu schlafen, da ich mir alle möglichen Situationen,  seien sie positiv oder negativ, ausmalte. Außerdem machte mir das Wetter Sorgen, denn es war Starkregen und Gewitter für die erste Nacht angekündigt, weil ich dachte der Fluss könnte durch die aktuellen Hochwasserereignisse ebenfalls zu einer reißenden Flut werden lassen. Als ich am nächsten Tag wieder aufwachte, waren meine Gedanken sofort wieder beim Fischen, schnell in die Berufsschule, dann in die Arbeit. Kurz vor Feierabend erzählte ich meinem Junior Chef Philip, dass ich mich am nächsten Tag mit meinen Freunden auf den Weg nach Frankreich machen wollte. Da er  sich wie fast immer im Messestress befand, gab er mir ohne große Reden zu schwingen ein Tacklepaket in dem sich meine und Felix Lieblingsartikel befanden. Er wünschte mir viel Glück und verschwand wieder zwischen den Messekisten.P1160790

Glücklich und auch ein bisschen nervös machte ich mich auf den Heimweg.  Ich  schleppte meine geschätzten 700 Kilo Tackle die ich für die 4-tägige „Kurzsession“ benötigte aus dem Keller und bereitete alles auf das Beladen des Busses mit Felix vor. Als Felix ankam und wir endlich alles verladen hatten,  war es schon dunkel, was uns aber nicht daran hindern sollte, noch eine Weile, über den Fluss und unsere entwickelten Strategien zu reden. Im Gespräch kam auf, dass Felix ausschließlich auf Waller angeln wollte, da er sich durch das anstehende Gewitter große Hoffnungen machte. Ganz anders ging es mir.  In einem der ausgiebigen Gespräche mit Armin, der die Mosel schon seit Jahren beangelte, erzählte mir dieser, dass er bis zur letzten Session mit Felix dort noch nie einen Karpfen gefangen hatte, zumindest keinen der die Größe eines Satzkarpfens überstieg. Aber Felix machte mir Gott sei Dank am Abend vor der Abfahrt noch einmal Mut und verabschiedete sich dann, da er am nächsten Tag vor der Abfahrt noch eine Klausur vor sich hatte. Von Felix beruhigt ging ich dann also ins Bett und schlief aus, da die Abfahrt auf 12 Uhr geplant war. Um  8 Uhr klingelte mein Wecker und ich begann wieder einmal zu überlegen, ob ich etwas vergessen hatte. Als mein restlicher Kram zusammengepackt war, begann das Warten. Ich fragte mich, ob er wohl etwas länger brauchen würde und schrieb Felix unzählige Nachrichten, als um dreiviertel 12 das Handy klingelte und Felix mir erklärte, dass es etwas später würde, machte ich mir schon Sorgen, dass wir es nicht mehr rechtzeitig vor dem Gewitter schaffen würden, und im Regen aufbauen müssten. Um halb zwei kam Felix und wir machten uns noch schnell auf den Weg in den Supermarkt, um uns mit Essen für die nächsten Tage einzudecken. Dann ging es los. Uns erwarteten 4 Stunden Autofahrt voller schiefer Gesänge vor Freude des bevorstehenden Trips und ungeduldigen „wie wohl…“ Fragen.  Als wir uns unserem Ziel näherten, war am Himmel deutlich eine sehr große Gewitterfront zu erkennen, was uns stutzig machte, da wir 40 Kilometer zuvor noch mit aller Gewalt versucht hatten uns auf der Autobahn keinen Sonnenbrand zu holen.  Als wir dann das Fenster runterließen und die kühle Luft genossen, die wir wahrscheinlich dem Regen zu verdanken hatten, überlegten wir uns,  welche Auswirkungen das wohl auf unsere Fänge haben würde. Am Ende der Diskussion, waren wir uns einig, dass die Hitze nicht nur uns den Letzten Atem geraubt haben muss, sondern auch den Fischen. So machten wir uns motiviert auf zu unserer Stelle. Dort angekommen, ging alles ganz schnell, wir schnappten uns das Boot und begannen abwechselnd die einzelnen Kammern aufzupumpen, was allerdings wegen der schwülen Luft gar kein Spaß machte. Es war schon geschafft, da fingen wir auch schon an zu fluchen, da wir ein paar Tropfen abbekommen hatten. Kurz darauf erhellte sich der Himmel schlagartig und wir fingen an zu zählen, wir kamen auf drei Sekunden. Als der Donner zu hören war,  entschieden wir uns, ohne lange  zu zögern, unser bereits ausgeladenes Tackle, wieder in den Bus zu packen und uns im blitzsicheren Inneren ein bisschen die Zeit um die Ohren zu schlagen. Nach wenigen Minuten begann dann auch schon dass Spektakel. Da es so aussah, als wollte es gar nicht mehr aufhören zu regnen, schauten wir ein paar Filme auf dem I-pad und ich band ein paar Rigs.

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Da ich mir nun einen kleinen ersten Eindruck von unserer Stelle machen konnte, die sich auf der anderen Seite des Flusses befand, wusste ich nun, auf was ich mich einstellen musste. Ich beschloss, an allen 3 Ruten, die ich fischen durfte, einen anderen Köder anzubieten. Die eine Rute wurde mit einem Snowman beködert, der aus einem 20mm Boilie und einer Pop-up Tigernuss von Ground Contact bestand, den Classic Boilie Hook band ich mit einem KD-Knoten an ein Prototypenvorfach das ungefähr 30 cm lang war. Haken 2 Etwa 5cm nach dem Haken befestigte ich vorsichtig ein Schrotblei, das ich großzügig mit Putty ummantelte, der ganze Spaß wurde dann an einen normalen Wirbel geknotet. Ich entschied mich außerdem, mein Bleisystem  den großen Schiffen, die hier fuhren,  anzupassen und befestigte ein 225 Gramm Blei an meinem Lieblings-Leadclip.

Das erste Rig war somit fertig und ich überlegte mir was ich an die 2. Rute binden sollte. Da ich und Felix zusammen ungefähr 20 Kilo Partikel dabei hatten, entschied ich mich, eine Tigernuss und ein Maiskorn mit 2 Plastikmaiskörnern aufzupoppen. ich band das Rig fast genauso wie das davor,  mit dem kleinen Unterschied, dass ich einen kleineren Haken benutze.

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Als ich mit dem 2. Rig fertig war, war es bereits dunkel und es hatte glücklicherweise aufgehört zu regnen, also beschlossen wir, das Boot zu beladen und unser Tackle zu unserem Platz zu schaffen. Als wir unser ganzes Hab und Gut auf die andere Seite des Flusses geschafft hatten, hörten wir aus der Richtung unseres Autos einen Pfiff, der uns signalisieren sollte, dass Armin, der 4 Stunden nach uns losgefahren war, auch schon angekommen war. Also fuhr Felix mit dem Boot zu ihm, um auch sein Tackle an unsere Stelle zu befördern. Während Felix weg war, baute ich das Zelt auf und richtete unser Tackle so hin, dass wir eigentlich sofort mit dem Fischen beginnen hätten können. Während  ich so vor mich hingruschtelte, hörte ich einige Waller rauben, aber die Hoffnung auch nur einen Karpfen springen zu hören, blieb leider unerfüllt. In Frankreich ist das Nachtfischen auf Waller verboten. Daher wollten  Felix und Armin ihre Ruten erst morgen rausfahren. Ich beschloss, meine Ruten auch erst am nächsten Morgen auszufahren. Da ich wusste, dass ich eine Weile brauchen würde, meine Spots zu finden, sagte ich Felix, der um 4uhr aufstehen wollte, mich erst zu wecken, wenn sie ihre Ruten rausgefahren hatten. Es war kein Wunder, dass es uns schwer fiel, einzuschlafen, da wir es kaum erwarten konnten, dass die Stöcke dazu bereit waren, den einen oder anderen Fisch an Land ziehen zu können.

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Am nächsten Morgen wurde ich von einer freudigen Stimme geweckt „Markus wach auf, schau mal!“. Als ich grummelnd meine Augen öffnete und Felix im Zelteingang stehen sah, glaubte ich meinen Augen kaum, er hatte einen Fisch gefangen „des is n Rapfen! Mein erster Rapfen!“. Da ich ein ziemlicher Morgenmuffel bin, brachte ich nur ein kurzes „Hammer!“ heraus und schlief wieder ein. Als mich Felix weckte und sagte, dass sie fertig seien, war ich immer noch müde und begann meine Montagen an die Ruten zu binden und merkte schnell, dass ich erst einen Kaffee brauchte, um vernünftig denken zu können. Als ich meine Schlagschnur mit den zuvor gebundenen Rigs verbunden hatte, überlegte ich was meine 3. Rute zum Erfolg führen könnte. Ich dachte mir, dass ich nun auch noch ein Pop-up-Rig zum Trio hinzufügen könnte. Da ich zuvor noch nicht viele gute Erfahrungen mit Pop-ups gemacht hatte, war ich am Anfang skeptisch wagte es dann aber doch. Nun als alle meine Montagen mit schweren Bleien, scharfen Haken und stabilen Vorfächern ausgestattet waren, machte ich mich daran, Spots zu suchen. Ich fuhr also los und dank Armin, der an dieser Stelle schon öfters geangelt hatte, hatte ich auch schnell 2 Spots gefunden, die mir gefielen:  Eine riesige Sandbank mit Muscheln bestückt, auf die ich die 2 Ruten legen wollte. Ich fütterte großflächig einen ausgewogenen Mix aus Partikel, Pellets und halbierten  Boilies. Die Rute mit dem Snowman und der Particlekette landete mit einem PVA-Bag am Ende auf dem Futterteppich. Nun stellte ich mir die Frage, wohin ich die dritte Rute auslegen sollte. Da wir an einer Stelle fischten, an der ein Altarm auf den Hauptstrom traf, hatte ich auf der einen Seite schwache bis keine Strömung und auf der anderen Seite, starke Strömung und Schiffsverkehr, der ungefähr 40cm hohe Wellen verursachte und wahrscheinlich auch die Montagen verschieben würde. Trotz all der Gründe, die gegen den Hauptstrom sprachen, warf ich meine 3. Rute in Richtung Hauptstrom und fütterte ebenfalls den Futtermix.

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Nun war die Zeit des Wartens gekommen. Nach ungefähr einer Stunde verschwand Felix im Bivy, um ein wenig zu schlafen. Als ich so mit Armin da saß und feederte, erfuhr ich, dass der erste Waller, der einstieg, mir galt. Ich freute mich riesig, denn ich hatte noch nie einen Waller gefangen. Kaum hatte Armin diesen Satz beendet, durchdrang ein heftiger Schlag eine Rute und Armin sprintete los um den Anhieb zu setzten. Auch wenn es die Rute war, die nicht eine der von mir erhofften Ruten war, freute ich mich sehr, einen Waller zu sehen. Als ich sah wie die Rute nach kürzester Zeit wieder erschlaffte, war meine Enttäuschung groß, aber nicht nur bei mir, sondern auch bei den Anderen. Wir hatten die Beute verloren. Aber nun machten wir uns keine Sorgen mehr, nichts zu fangen, da wir in den ersten 3 Stunden schon den ersten Biss auf dem Konto hatten. Als Armin die Rute wieder rausgefahren hatte und wir uns gerade wieder hinsetzten wollten, lief meine Pop-up Rute ab, und Gott sei Dank hatte ich mich dazu entschieden, meine Snag Ears auf mein Pod zu schrauben, denn ich hatte selten einen so heftigen Run erlebt. Als ich die Rute aufnahm dachte ich, ich hätte ein Schiff gehakt. Als der Karpfen an die Oberfläche kam, war ich ein wenig enttäuscht, denn ich hatte der Kampfkraft zufolge einen viel größeren Fisch erwartet. Es war ein schlanker Schuppi, der sehr nach Wildkarpfen aussah. Als wir ihn auf die Abhakmatte legten war uns sehr schnell klar, dass wir ein riesen Problem hatten, keiner von uns hatte eine Waage dabei, wir schätzen den Fisch auf 15 Pfund machten ein Paar Fotos und entließen den Kleinen wieder in sein Element. Für mich war die Session schon ein großer Erfolg und ich war zufrieden. Als ein paar Stunden später meine Rute wieder abpfiff und es schon wieder die Pop-up Rute war, war ich sehr überrascht und erfreut. Ich rannte los, riss  die Rute auf und merkte sofort, dass sich der Fisch von mir nicht dazu überreden lassen wollte,  seine Fahrt in Richtung Hauptstrom zu beenden.  Wir folgerten daraus, dass es ein Waller sein musste. Blitzschnell saß Armin im Boot und ich stieg auch ein.  Wir fuhren dem Fisch hinterher. Nachdem der Fisch uns 300 Meter flussabwärts gezogen hatte, bekamen wir zum ersten Mal, seine Schwanzflosse zu sehen und wir jubelten los, es war ein großer Schuppi.  Wir schätzten ihn auf gute 30  Pfund. Bei  der Kampfkraft hatten wir fast sicher mit einem Waller gerechnet. Als der Fisch endlich ausgepowert war, und wir genug gejubelt hatten, realisierten wir erst, wie weit der Fisch uns gezogen hatte. Wir packten den Fisch also ins Boot und fuhren los. Nach 10 Minuten Fahrt und mit 5 Liter Wasser mehr im Boot, um es dem Fisch so angenehm wie möglich zu machen, kamen wir am Platz an und nun war klar, dass wir eine Waage besorgen mussten. Ohne zu zögern sprang Armin ins Boot los, um  ein paar französische  Angler  zu fragen, ob sie uns schnell eine Waage  ausleihen könnten. Als er zurückkam, brachte er nur heraus „ haben keine, geh eine kaufen!“. Ich war von seinem Enthusiasmus begeistert, da es ja nicht einmal um seinen  Fisch ging. Als er wieder kam, hatte er eine Waage dabei.  16 Kilo wog der Schuppi! IMG_2278 - Kopie

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Ich war überglücklich und mir war gleich klar, dass mir diese Session in Erinnerung bleiben würde. Außerdem war es für mich eine riesen Überraschung, dass ich diesen Hammer Fisch auf einen Pop Up fangen konnte und dass  dies alles an einem Fluss geschah, der als nicht unbedingt als leichtes Gewässer galt. Da nun schon 2 Fische auf den spontanen Spot gelaufen waren, entschied ich mich, eine meiner anderen Ruten auch auf diesen Spot zu legen. Und so unerwartet wie der Trip angefangen hatte, ging es auch weiter, die nächsten zwei Tage gingen so schnell vorbei, dass es schon weh tat. Ich fing an allen Tagen kontinuierlich.  Alle Fische die  ich von da an fing, hatten über 20 Pfund und waren sehr, sehr kampfstark. Ich behielt meine Taktik bei und fütterte nach jedem Fisch ca.  5 Kilo Futtermix nach und warf wieder aus. Der Plan mit den schweren Bleien ging auch voll auf, denn die Dampfer konnten meiner Montage nichts anhaben und die Fische waren immer top gehakt. Ich dachte, besser könnte es nicht werden und genoss den letzten Abend. Ich hatte mir von diesem Trip viel nicht so viel versprochen, weshalb ich mich noch viel mehr freute. Das einzige Problem, das wir bis jetzt hatten war, dass der Zielfisch, auf den Felix schon seit 2 Tagen wartete,  nicht an eine der Wallerruten Interesse zeigen zu schien.  Die Laune der Wallerangler war am Boden, was meiner guten Laune nicht unbedingt gut tat. Das Gefühlschaos war komplett. Nach vielen hoffnungslosen Glöckchenmomenten, war es an der Zeit, die Wallerruten einzuholen, und da Felix sich nur auf Waller eingerichtet hatte, hatten sich seine Hoffnungen auf einen Fisch verflüchtigt. Seine Laune war am Tiefpunkt.  Als wir schlafen gingen, fiel es mir mal wieder schwer einzuschlafen, da meine Laune auch sehr von der der Anderen abhing.

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Endlich eingeschlafen, wurde ich auch schon wieder von einem heftigen Vollrun geweckt. Ich sprintete aus dem Zelt. Felix war auch schon wach und stand sofort neben mir, um mir beim Landen des Fisches zu helfen.  Als der Fisch im Kescher war und wir alles zum Fotografieren  vorbereiten wollten, bemerkten wir, dass die Kamera keinen Saft mehr hatte und beschlossen, den Fisch zu Sacken, um die Kamera im Auto noch einmal zu laden. Normalerweise sacken wir keine Fische, da es uns nicht gefällt. Es war wieder ein sehr schöner Schuppi, daher  machten wir einmal eine Ausnahme. Hier aber noch ein Appell an Euch: benutzt einen Karpfensack, mit engen Maschen, in dem sich nicht die Flossen des Karpfens verfangen können und achtet darauf, dass das Seil des Sacks sehr gut ist. Ich habe in diesem Fall den Sack mit einem Bankstick und 3 Biviepegs gesichert und genau überprüft, ob der Sack wirklich sicher hängt!  Nachdem wir die Kamera mit Strom versorgt hatten,  fielen wir erschöpft in unsere Liegen  und schliefen erschöpft ein. Für mich war eigentlich klar, dass dies der letzte Fisch meiner Session sein würde. Ich war sehr überrascht als am Morgen mein Bissanzeiger wieder anzeigte, dass ein weiterer Fisch den Boilies nicht widerstehen konnte. Ich rannte aus dem Zelt, und bemerkte, dass Felix wahrscheinlich wegen der nächtlichen Kameraaktion nicht aufgewacht war. Als ich den Anhieb gesetzt hatte, hörte ich aus Armins Zelt nur im fragenden Ton „ Groß?“. Ich dachte es wäre eine riesige Brasse und sagte es ihm auch. Ich pumpte und pumpte den Fisch zu mir, als ich sah was an die Oberfläche kam, blieb mir kurz das Herz stehen, es war ein Graser, aber so einen riesigen Graser hatte ich noch nirgends gesehen, ich öffnete meine Bremse und jubelte los, da begann er auch schon die erste Flucht. Vom Bremsengeräusch gelockt kam Armin aus seinem Zelt gekrochen. Als ich die 30m Schnur wieder auf meiner Rolle hatte,  die mir der Fisch in seiner Flucht entrissen hatte, sah ihn Armin zum ersten Mal und rief synchron mit mir zu Felix „ Felix, n Graser,  n Graser!“. Karte_stäblerFelix ließ sich nicht aus seinem Schlafsack locken, so begannen wir zu zweit den Grasertanz. Da uns bewusst war, dass das ein gigantischer Fisch war, mit einem großen Pensum an Kraft, hatten wir Angst, dass er uns, wenn wir ihn gekeschert hatten, den Kescher zerreißen würde und wir somit den Fisch und den Kescher verlieren würden. Armin hatte als Wallerangler eine Top Idee:  Jedes Mal wenn es so aussah, als wäre der Fisch bereit zum Keschern, gab er ihm einen kleinen Stoß mit dem Kescher.  Das funktionierte sehr gut und der Graser machte ungefähr 10 Fluchten, bei denen er mir ca. 20 Meter Schnur von der Rolle zog – ein Wahnsinns Drill! Als wir davon überzeugt waren, dass der Fisch ausgepowert war, kescherten wir ihn. Wir jubelten, was Felix aber auch nicht aus dem Zelt brachte, ich sagte Armin, er solle, wenn er den Fisch zur Matte trug, am Zelt vorbei laufen und Felix den Fisch im Kescher zeigen. Ihr glaubt nicht, wie schnell Felix mit der Kamera habt-acht stand. Als der Fisch in der Matte lag bestaunten wir kurze Zeit lang nur sein gigantisches Paddel. Ich begann ihn aus den Fängen des Keschers zu befreien und sah, dass das Rig bombe gehakt hatte, perfekt mittig in der Unterlippe. Wir legten den Fisch in die Wiegeschlingen und wogen ihn, der Zeiger blieb bei 23,5 stehen.  KILO, wohlgemerkt! Nun begann die Fotosession.IMG_7408

Da ich noch nie einen so schweren Fisch gefangen hatte, gestaltete sich das Präsentieren des Fisches nicht so einfach wie erwartet. Nach mehreren Anläufen hatte ich es geschafft, den Fisch perfekt ausbalanciert und das Foto war im Kasten.  Da wir es dem Graser  so angenehm wie möglich machen wollten, verlagerten wir die Fotosession ins Wasser. Wir machten noch einige Fotos und dann hieß es: „ Zurück in dein Element du Bolla!“  Als der Fisch wegschwamm, war ich einerseits erleichtert, dass es ihm ohne jeglichen Kompromiss  gut ging, auf der anderen Seite traurig, dass dieser wunderschöne Moment vorbei war. WAS EIN FISCH!!! Die Freude war nun bei uns allen angekommen, denn Armin hatte in der Nacht noch einen kleinen Waller gefangen, und somit seine Serie, dass er nie ohne Waller aus Frankreich heim gekommen ist, nicht unterbrochen. Wir waren glücklich! Felix ging wieder ins Bett, was ich nichtmehr konnte, da sich das Adrenalin nicht mehr abbauen wollte. Ich trank mit Armin einen Kaffee und wir unterhielten uns über diese unglaubliche Session, die vom geplanten Wallertrip zum ausschließlichen Karpfentrip wurde. Die Bilanz der Session: 9 Spiegler und Schuppis bis 32 Pf. unzählige Brassen, Karauschen und andere Weißfische beim Feedern und dieser riesige Graßer.

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Wir begannen allmählich mit dem zusammenpacken und freuten uns riesig auf das Date mit der netten Bedienung im Burger King. Zum Abschluss gab es ein riesen Fleischfest und dann ging es 4 Stunden zurück. Diese Session hat mal wieder gezeigt, dass es nicht immer so kommt, wie man es sich wünscht aber manchmal, passiert genau das was man sich erträumt hat. Aber es passiert nur, wenn man Zeit und Energie investiert,  sich seiner Sache sicher ist, Freude daran hat  und sich selbst vertraut.

Danke noch einmal meinen Freunden für die geile Zeit am Wasser!

Tight lines wünscht euch

Markus Karcher