Im April auf Meerforelle

Es ist Dienstag Morgen – 01:45 Uhr aufstehen, gähn…..Sachen packen – 02:15 Uhr Freund Maik, bekennender Meerforellenspezialist, fährt vor. Ist es das wert? 3 Stunden Autofahrt liegen noch vor uns, dann Fischen und am Abend wieder 3 Stunden zurück. Ein ruhiger & entspannter Angeltrip sieht anders aus, aber wir sind heiß. Heiß auf die Silberbarren der Ostsee. Das Zeitfenster ist kurz. Am Abend müssen wir wieder zurück in der Heimat sein, morgen ist ein normaler Arbeitstag. Zu alledem wollen wir ja Fische fangen, die man nicht mal eben einfach so in einer Art Kurzansitz überlisten kann. Riesige Wasserflächen, unendlich viele Strandbereiche und Fische, die nicht standorttreu auf den Angler warten, sind die Herausforderung. Man spricht ja nicht ohne Grund vom „Fisch der 1.000 Würfe“ und ganz ehrlich kann ich sagen, dass dieser Spruch nicht sehr motivierend ist. Obwohl die Erfahrung zeigt, dass man schon relativ zielsicher und schnell eine Meerforelle fangen kann, wenn man sich entsprechend vorbereitet.

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Schlechtes Wetter? Nein, gibt es nicht. Mit der richtigen Kleidung seid ihr jetzt genau richtig !

Zur Zeit kommt der Hering in Ufernähe, um zu laichen. Im Gefolge dann die Heringsfresser. Darunter auch die Meerforelle, die sich nun den Bauch richtig mit Fisch füllt. Sie steht im wechselhaften April oftmals ufernah und kann vor allem in den Morgen- und Abendstunden zum Teil sogar mit der Fliegenrute überlistet werden. Dieses Glück hatten wir bei dieser Tour leider nicht, werden das aber sicher nachholen.

Das Guiding war von Maik wieder perfekt vorbereitet, online ging es vor der Anfahrt zur Seite www.windfinder.com, um Windrichtungen, Wassertemperaturen (zur Zeit ca. 6-7 °C) und daraus resultierende Strömungen oder den Wellengang voraus zu sehen. Schon an diesem Punkt kann man die lange Anfahrt zielgerichtet und effektiv auf den richtigen Platz hin planen. Wer sich nur auf seinen Lieblingsplatz verlässt und dann auf blauen Dunst dort hinfährt, wird durch die sich schnell und regelmäßig wechselnden Wetterbedingungen vor Ort vielleicht enttäuscht nach Hause fahren. Was, wenn sich der Lieblingsplatz mit starkem Gegenwind und hohen Wellen zeigt? In das Wasser kommt ihr nicht, werfen wird auch eher schlecht klappen und Fische sind in stark aufgewühltem Wasser eher nicht zu finden. Dieses Phänomen kennen wir alle aus den heimischen Süßwasserflüssen. Hier sind die Forellen bei Hochwasser auch nicht in Beißlaune und verhalten sich eher ruhig. Sand in den Kiemen? Wer will das schon.

Rückmeldung am Strand: „Um 10:00 Uhr kommt Wind, dann müssen wir den Platz wechseln. Hier geht dann nix mehr“, lautete die Ansage von Maik in der Nähe der bekannten Fehmarnsundbrücke. Nach 3 Stunden Anfahrt (Start: 02:30 Uhr!!!) saßen wir in der aufgehenden Sonne und an ruhiger See. Die Möwen kreischten und das Meeresrauschen wog uns schon fast wieder in den Schlaf, der uns an diesem Morgen definitiv fehlte. Ein Platzwechsel? Warum? Kurz zuvor hatte die erste richtig gut genährte 36er Meerforelle schon gebissen (Köder: DEGA Jumper in rot-schwarz) und das Wetter und die Stimmung waren top.

In der Tat traf alles ein, was Maik voraussagte: 10:00 Uhr Regen, Starkwind, Brandung. An einem seiner Lieblingsplätze, den wir besichtigten, keine Chance. Hohe Wellen und starker Gegenwind machten das Angeln unmöglich. Also Platzwechsel. Aber wohin? Allein wäre ich nun aufgeschmissen gewesen, denn gute Plätze muss man gut kennen. Als Meerforellenangler ist Flexibilität also sehr von Vorteil.

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TOP – Lars Hansen Seatrout

„Los, jetzt müssen wir uns beeilen, das Wasser trübt ein“. „Ja und?“, dachte ich. Soll es doch, dann ist Nahrung im Wasser. Maik sollte aber Recht behalten. Es folgte Biss auf Biss, aber wirklich nur in der ersten Phase der Eintrübung des Wassers für Rund eine halbe Stunde. Erfolgsköder war in dieser Zeit nicht das Bewährte, sondern der sonst meist zu schwere 25 Gramm JENZI DEGA Jumper. Das Design am Vormittag bei bewölktem Himmel, Regen und aufkommenden Wind mit starker Brandung war schwarz mit Lila gefärbten Punkten. Danach: Nix mehr. Erst zum Abend hin konnten wir erneut Fisch an den Haken bringen. Allerdings waren jetzt Köder in weiß oder weiß/pink erfolgreich. Es ist schon komisch, aber so ist das eben.

Im Drill selbst gilt es, den Fisch immer auf Spannung zu halten und nicht über die Schnur zu drillen. Eine Rute mit relativ weicher Spitze ist hilfreich beim Drill und minimiert die Zahl der Aussteiger. Harte Spitzen wiederum ermöglichen deutlich weitere Würfe.

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Der erste Barren kommt………

Damit es mit der Meerforelle auch klappt, gibt es einige kleine Dinge zu den verwendeteten Montagen zu sagen. Zuallererst das Wichtigste: Wir benutzten nur mit Einzelhaken versehene Köder. Dies hat 2 Vorteile. Einmal ist es so, dass es auf dem hängerträchtigen Ostseegrund wenig Hänger gibt, zum anderen ist ein schonender Umgang mit evtl. zu releasenden Fischen immer gewährleistet und dieser Punkt ist für moderne Sportfischer immer bedeutender. Der schonende Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen sollte zum Pflichtprogramm gehören. Durch die Verwendung von scharfen Einzelhaken können Fische auch schon im Wasser schnell und schonend abgehakt werden. Die Haken sitzen an einem in der Regel die zweifache Rutenlänge umfassenden DEGA.Centron Fluorocarbovorfach in der Stärke von 0.25-0.30mm Tragkraft rund 6 Kg). Dies ist auch wichtig, damit sich die Geflechtschnur nicht an Steinen oder Muscheln durchscheuert. Zudem liegt die Belastung der „1.000“ Würfe nicht direkt auf der relativ dünnen Geflechtschnur.

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3 Fische bis zum Mittag…ein guter Schnitt….

Die verwendeten Ruten sind allesamt über 3.00 Meter lang und weisen ein Wurfgewicht von 15 bis maximal 40 Gramm auf (Perfekt hier: Lars Hansen Seatrout Mod. 2014). Die Grifflängen sind in der Regel so angelegt, dass die Köder weit hinaus geworfen werden können. Die Rollen sind salzwasserfest und hoch übersetzt. Das ist wichtig, um weite Schnurbögen schnell einzukurbeln. Wobei das Thema Übersetzung relativ zu sehen ist, denn nur die Übersetzung von 1:6.0 sagt wenig darüber aus, wie viel Schnur die Rolle pro Umdrehung wickelt. Dies ergibt sich erst in Kombination mit dem Durchmesser der Spule. In der Regel sind 3.000er-Größen mit einer Übersetzung von 1:5.8 – 6.0 genau richtig. Als Schnur haben wir eine 0.10mm geflochtene Schnur gewählt. Hier kann man darauf achten, dass die Schnur möglichst rund geflochten ist, damit sie entsprechend gut mit den aktuellen Rollenmodellen gewickelt werden kann. Nichts ist nerviger, als ständiger Schnursalat, wenn man in der Brandung steht.

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Wichtige Lektion vom Guide: Pausieren, die Handgelenke & der Rücke danken es. Der Fisch haut ja nicht ab…..;-)

Da das Wasser noch relativ kalt ist, empfehle ich die JENZI 5mm Neoprenwathose mit Filzsohlen. Mehr als ein Mal konnte ich mich auf die Sohlen verlassen und bin sicher durch die rutschigen Felsen gewatet. Die top Ergänzung stellt eine Watjacke dar (in diesem Fall die DEGA Profiwatjacke). Windschutz, Wasserschutz und vor allem eine winddichte und enge Kaputze werdet ihr ganz sicher in den Himmel loben, wenn das Wetter umschlägt. Meerforellenangler sind in der Regel keine Schönwetterangler, darauf sollte man sich einstellen. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Diese Weisheit gilt hier mehr denn je. Ich habe aber noch Eines gelernt, was wichtig ist: Pausieren. Meerforellenangler müssen regelmässig Pausen einlegen. Das weite und energieintensive Werfen in meist kaltem Wasser ist auf Dauer anstregend und vor allem die Handgelenke und der Rücken danken einem die Pause durch eine Verlängerung des schönen Angeltages. Und es gibt auch immer Tage nach dem Angeln, da will man ja auch noch Etwas schaffen. In diesem Sinne wünsche ich allen Anglern straffe Schnüre und viel Fisch.

Team JENZI
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