Am Fluss auf Hecht – unerwartet voller Einsatz am Wasser

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Im Sommer ist das Spinnfischen am Fluss eine der schönsten Angelarten.

Der Sommer hat uns voll erwischt, endlich geht es in jeder freien Minute wieder ans Wasser. Heute waren wir am Fluss unterwegs. Ausgerüstet mit meiner Lieblingsrute für das feine Spinnfischen am Fluss, Mitsuki speed bait und einer 500er (!) Rolle sollte es mit feiner 0.22mm DEGA Centron-Monofil auf Döbel, Barsch und Forelle gehen. Als Köder verwendeten wir verschiedene Spinner um 8-10 Gramm und Wobbler in Größen bis maximal 7cm. So wollten wir selektiert größere Fische fangen und keine Jungfische verangeln.

Dass das ganz gut geklappt hat, werdet ihr an den Bildern erkennen. Um einen vernünftigen Fisch zu fangen muss man aber nicht nur gut ausgerüstet sein. Vielmehr muss man auch dort angeln, wo der Fisch steht. Wie immer muss alles passen, was heißen soll, dass folgende Faktoren über den Fangerfolg entscheiden:

1) Die richtige Ausrüstung
2) Die richtige Tageszeit
3) Das richtige Gewässer
4) Das Angeln am richtigen Gewässerbereich – Das Gewässer lesen

…und natürlich eine Portion Glück. Da wir Angler die Fische i.d.R. nicht sehen, hilft Punkt 4 ungemein. Ein Gewässer zu lesen und die Gewohnheiten der Fische auf den Ködereinsatz beziehen – das macht den erfahrenen Angler am Wasser aus. In dem hier beschrieben Fall haben vorher wir quasi alle Gewässerbereiche ausgefischt. Wir angelten in der Strömung, an der Kante, im Kehrwasser, in tieferen Gumpen, in flacheren Bereichen. Die Ausbeute war zu Beginn gering. Zwei mittlere Barsche, ein mittlerer Döbel und ein einjähriger Hecht waren die Fische, die unsere Köder attackierten.

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Zu Beginn bissen vor allem die Barsche. Ist der erste Fisch ein Barsch…….den Rest kennt ihr ja.

Der erste Biss

Es war ca. 19:00 Uhr, bewölkter Himmel und es herrschten Lufttemperaturen um 23 °C. Im Wasser des Flusses herrschte eine Temeratur von 15 °C. Die zu beangelnde Stelle wies mittig einen sehr stark strömenden Bereich auf und der Untergrund bestand aus einem freien Kiesbett – eine tolle Rausche also. Flussabwärts floss das Wasser stark strömend auf der linken Flusseite weiter, die gegenüberliegende Flusseite wies nach der Rausche ein relativ großes Kehrwasser auf. Das musste die Top-Stelle sein, im ruhigen Wasser wartet der Räuber auf Beute. Ich warf meinen Nagoya-Wobbler direkt an den Uferrand und positionierte den gut flankend laufenden Köder in einer Wassertiefe von ca. 80cm langsam in die Strömung. Sobald das Wasser schneller floss, spürte ich die stärker werdende Aktion des Wobblers bis ins Handteil der Rute. Es dauert nicht lange, der Köder lief gerade 3 Meter aus dem Kehrwasser in die Strömung, da erfolgte der Biss. Hammerhart ging der Fisch auf den Köder und zog direkt in die Hauptströmung. Gottlob lief die Bremse der Rolle gut an. Durch die Polarisationsbrille konnte ich den Fisch nach kurzer Drillzeit an der Oberfläche erkennen – ein Hecht und kein kleiner.

Doch dann die Ernüchterung – im starken Zug der Strömung drehte der Hecht um und der Köder flog mir entgegen. Ausgeschlitzt war mein erster Gedanke. Natürlich gehört jetzt eine Kontrolle des Vorfachs und des Köders zum Pflichtprogramm. Der Fehler war offensichtlich – der unterste Drilling war durch den starken Druck komplett aufgebogen. Die Kombination von starkem Zug und die Kraft multiplizierender Strömung verhalf dem Hecht zur Flucht. In diesem Fall musste der Hecht den Wobbler am hintersten Ende gepackt haben und hing nur mit einem Hakenanteil des Drillings vorn im Maul. Materialschwäche? Irgendwie ja und nein, aber das wäre mit jedem Drilling passiert. Der Fisch hatte einfach zu viel Power. Wer Hechte aus Flüssen und Seen fangen und deren Kraft vergleichen kann, der weiß, wie viel Power ein Flusshecht hat.

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Unseren Nagoya mochten die Hechte schon an anderen Tagen immer wieder gern – ein top Hechtwobbler.

Ein neuer Versuch

Mit der Kombizange bog ich den Drilling wieder vorsichtig in die richtige Richtung und weiter ging es. Dieser Hecht hat Hunger, so viel war mir klar. Und erneut warf ich die Stelle an. Es dauert nicht einmal einen zweiten Wurf, da knallte er wieder auf den Nagoya. Doch diesmal saß er richtig fest. Wieder ging er voll in die Strömung und versuchte noch vehementer sich vom Köder zu befreien. Mit mehreren Hechtsprüngen, die ihn komplett aus dem Wasser katapultierten, kämpfte der Fisch mit mir. In dieser Situation hatte ich ganz andere Sorgen. Dass die Haken richtig saßen, konnte ich erkennen, aber die 0.22er Schnur machte mich nervös. Viel Druck kann man da bei einem solchen Fisch nicht aufbauen. Mitten in der Strömung verharrte der Fisch, mit der relativ feinen Rute und der dazu feinen Schnur war hier wenig zu machen. Ein Schnurbruch schien unausweichlich, denn der kapitale Räuber stand fest in der Strömung an irgendeinem Hindernis und ich stand am Ufer. Was tun? Ok, klare Sache – rein ins Wasser. Alle empfindlichen Ausrüstungsteile abgelegt, watete ich mit Schuhen, Socken und Hose in Richtung Fisch. Das Wasser zerrte an meinen Beinen, bis zum Bauch war ich im Fluss verschwunden. Wathose? Wozu braucht man im Sommer eine Wathose? Zu gern hätte ich eine angehabt. An einer temperaturempfindlichen Stelle meines Körpers nahm ich den großen Wärmeunterschied zwischen Wasser und Luft deutlich wahr. Adrenalin schoss durch meinen Körper – Wahnsinn, was eine solche Situation mit dem Angler macht.

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Ab ins Wasser – wenn der Fisch sich festsetzt, muss das manchmal sein.

Der Fisch löste sich nun ca. 5 Meter vor mir und schwamm, ohne dass ich etwas dagegen tun, konnte zur linken Uferseite, voll in Richtung Totholz und Busch. Mit der feinen Ausrüstung konnte ich das nicht verhindern. Da passierte das, was niemand braucht. Die Schnur verfing sich zwischen mehreren Ästen. Gut, dass ich im Wasser war und dort hinwaten konnte. Ich löste die Schnur und durchwanderte des stark strömenenden Bereich. In ruhigerem Wasser angekommen, landete ich endlich den mittlerweile ermüdeten  Fisch, der meinen praktischen, aber für einen solchen Fisch viel zu kleinen Watkescher komplett füllte.

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Kapitale Hechtdame aus einem relativ übersichtlichen Gewässer. Toll & unerwartet.

82cm maß der Fisch mit einem Gewicht von über 4 Kilogramm. Was für ein Brocken für diesen Fluss. Vor allem aber: Was für ein Kampf. Mit viel Einsatz konnte der Drill letztlich aber gegen den Fisch entschieden werden, obwohl die Ausrüstung dafür nicht wirklich ausgelegt war. Ich war nass, mir war kalt und das Adrenalin im Körper bewirkte ein Zittern der Hände. Wahnsinn! Das ist angeln !

…..die Outdoorhose aus dem Ground Contact-Programm war übrigens am dem Heimweg schon wieder trocken 😉

Team JENZI
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