Pünktlich zum Wetterumschwung in Richtung Frühling machen sich nicht nur die Meeresräuber auf den Weg in nahrungsreiche Küstenregionen unserer heimischen Ostsee. Auch ein Spinnfischerteam aus unseren Reihen war am Start, um den Silberbarren der Ostsee nachzustellen. Chris, zum zweiten Mail an der Ostsee, Maik als erfahrener Revierkenner und Marcus, Angler und Journalist machten sich auf, um in der meist 4°C kalten Ostsee zu fischen.
Vorbereitung
Doch bevor es los geht, muss ersteinmal gecheckt werden, wo man fischt. Denn das ist die hohe Kunst….aus den im Internet verfügbaren Daten über Windrichtungen, Niederschlag, Wellenhöhen, Strömungsrichtungen, Temperaturen und mehr wird dann vor Ort, meist schon auf der Autobahn, geschaut, wo es hingehen wird. Die Kombination aus Angelerfahrung und moderner Technik zeigt dem Kenner dann, wo er angeln gehen sollte. Das macht auch Sinn, denn bei bestimmten Wetterverhältnissen sind manche Teile der Ostseeküste, die sonst vielversprechend sind, nicht beangelbar.
Für uns war zu erkennen, dass der ursprüngliche Spot nicht befischbar sein würde: „Zu viel Wind, zu hohe Welle“, fasste Maik kurz zusammen. Da wir mit einem PKW anreisten, waren wir flexibel – ein sehr wichtiger Punkt. Denn es macht wenig Sinn, wenn man viele hundert Kilometer anreist und dann nicht angeln kann, weil man unflexibel an „seinem“ Küstenabschnitt sitzt und auf besseres Wetter wartet. Chris, ein ausgemachter Profi mit der Fliegenrute und leidenschaftlicher Spinnfischer an Gebirgsbächen, hatte der Reiz an der Ostsee zu angeln schon 2012 gepackt und nun reiste er mit uns rund 600km an – Respekt. Auch da war er schon dabei und fing auch prompt eine Meerforelle von knapp 60cm, die allerdings kurz vor dem Laichakt stand (Braunfärbung) und entsprechend released werden musste.
So viel zum vielgesagten Fisch der 1.000 Würfe. Schon damals war unsere Erfahrung, dass man sich am Wasser ruhig mal was abschaut und auf Leute mit Erfahrung hören sollte. Glück gehört aber immer auch dazu.
„Nicht lang schnacken“……
Gleich am ersten Tag, wir fuhren unsere Unterkunft also gar nicht erst an, ging es von der Autobahn direkt ans Wasser. Erfolgsversprechend sagten moderne Technik und unser Spezialist Maik voraus, dass wir Fisch erwarten dürfen. Er sollte Recht behalten und wie. Vor Ort war eine leichte Brise auf dem Wasser und guter Wellengang. In der Analyse: Leichte Eintrübung (also Fisch hoffentlich auf Futtersuche), tagsüber Temperaturen im Plusbereich (ansteigende Wassertemperatur) und ein bedeckter Himmel – sehr gute Bedingungen. Der Spot, der uns erwartete, stellte uns aber auch gleich vor andere Herausforderungen, denn in den von Blasentang überwucherten Steinfeldern war bei der Welle nicht sicher zu gehen & zu stehen. Wer will schon seinen Angeltag versauen, indem er gleich einen Abgang in die kühle Ostsee macht.
Hinweis vom Profi: Auch wenn es stört, den Watstock nicht vergessen. Tatsächlich konnten wir uns so sicher von Punkt zu Punkt bewegen, um einen aussichtsreichen Spot zu erreichen.
Wir Drei verteilten uns also auf einer Breite von mehreren hundert Metern und fischten ersteinmal die auf der Autobahn angestaute Vorfreude ab. Kameras lagen schön verpackt am Strand, erstmal fischen. Wie soll es anders sein, genau in diesem Moment hallte Chris`Stimme durch den Wind. „FIIIIIIISCH, der ist nicht klein„. Deutlich war die Krümmung der Lars Hansen Seatrout bis fast an die Wasseroberfläche zu erkennen. Der Tanz begann und der Fisch nahm immer wieder ordentlich Schnur. Bremse richtig eingestellt – check, leichte rückwärtige Bewegung in flaches und trittsicheres Wasser – check, Tackle hält – check. Runde 20m war ich durch die Tangfelder an seinen Platz herangekommen, um zu helfen. Da glitschte ich beim Zurufen von Tipps (Chris war ja erst das zweite Mal an der See) aus und segelte (Gott sei Dank ohne Wassereinbruch und Verletzung) mitten ins Flachwasser. Dank der korrekt sitzenden Wathose und Watjacke hielt sich ein Wassereinbruch aber in Maßen – ein Argument gegen die Regenjacke und Sommerwathose, eindeutig. Geht bitte nicht anders ausgerüstet ans Wasser.
Als ich Chris erreichte, zeigte sich die Schönheit im Wasser. Ein sehr bulliger Fisch blitzte silberfarben auf und verschwand danach wieder in Richtung Horizont. Die Bremse schrie erneut auf und der Fisch wurde zunehmend müder. Die 0.15mm Geflochtene Connect war die richtige Wahl und bändigte in Kombination mit dem Rest der Ausrüstung den Ausnahmefisch. Da war er wieder, noch eine Welle, eine Flucht……………nun konnte Chris den Fisch in Richtung Watkescher führen und „einnetzen“. Erst jetzt wurden wir der Schönheit und der unglaublichen Maße des Fisches bewusst. Der hätte niemals in einen anderen Kescher gepasst: 70cm lang und 10 Pfund rotes Muskelfleisch auf einen sehr bulligen Körper verteilt. Ein klassischer Überspringer, also ein Fisch, der in diesem Jahr nicht zum Laichen in die Flüsse aufgestiegen ist.
Was für ein Moment – es war Chris zwar nicht bewusst, aber er hatte wahrscheinlich den Fisch seines Lebens gefangen. Ich glaube, wir liegen nicht falsch, wenn wir behaupten, dass es Fische in diesem Ausmaßen nicht sehr häufig an der Angel gibt. Vor allem nicht vom Ufer aus.
Wer fängt hat Recht – wie hat er den Fisch gefangen?
Wind und Welle ließen Maik und mich zu 25g schweren Ködern greifen, nicht so Chris. Er wollte nicht auf seinen schon vorher ins Herz geschlossenen 15g Hansen slash in schwarz-rot verzichten. Gegen den Wind kam er auch nicht wirklich weit raus, „Versuch macht Kluch“ – Jeder muss seine Erfahrungen machen. Dass er in diesem Fall eine ganz andere Erfahrung machte und den Fisch fing, welcher der Grund ist, warum jährlich tausende Angler an die Küste kommen, war nicht zu erwarten gewesen. „Ich habe den Köder ganz langsam geführt und habe mir dabei vorgestellt, wie eine Forelle in den Tangfeldern unterwegs ist. Eigentlich wollte ich schon aufhören, da kam der Einschlag. Zuerst dachte ich an einen Hänger, doch dann begannen die kräftigen Schläge des Fisches in die Rute – der absolute Hammer„. Die kapitale Meerforelle biss im Übrigen rund 20m vom Ufer entfernt. Das zeigt mal wieder, dass die Fische gar nicht weit draußen stehen müssen. Ist auch logisch, sonst hätten die Fliegenfischer ja auch nie Glück 😉
Was war denn mit Maik und mir? Wir durften uns mit den auch sehr wohlschmeckenden und an der Angel mit Bravour kämpfenden Ostseedorschen begnügen, die unsere schweren Köder bevorzugten und uns somit alle Drei nicht schneidern ließen. Total klasse, denn Chris ist als Neuling überglücklich und ist für diese Tour insgesamt rund 1200km unterwegs gewesen. Das hat sich mit insgesamt 1.20m Meerforelle in der Summe gelohnt. So soll es sein – man muss sich auch mal für die Anderen freuen!
Chris blieb im Übrigen dabei und fing mit dem Slash noch eine 50iger und hatte zusätzlich ein ähnliches Kaliber wie am Tag zuvor am Haken. Jetzt entschied der Fisch den Tag aber für sich.
In diesem Sinne, ran ans Wasser und tight lines von uns !
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